Dr. Stefan Lang am 04. Dezember 2019

Fehler und No-Gos in der Einleitung einer Doktorarbeit


Kategorie Schreib- und Publikationsprozess

Die Einleitung einer Doktorarbeit sollte erklären, warum die Doktorarbeit interressant und klinisch relevant ist. Und sie sollte helfen, die Doktorarbeit verstehen zu können. Was sollte die Einleitung nicht tun? Langweilen!

Die Einleitung einer medizinischen Doktorarbeit hat folgende zentrale Aufgaben:

  • das grundlegende Thema vorstellen (meist die Indikation) und Leser oder die Leserin für das Thema begeistern
  • Vorwissen bereitstellen, das Leser und Leserin brauchen, um die Arbeit zu verstehen
  • Fragestellung/Problemstellung begründen

Fünf schwerwiegende Fehler

Keinesfalls sollte die Einleitung den Leser oder die Leserin langweilen oder überfordern. Daher hier die fünf häufigsten Fehler, die zu einer langweiligen Einleitung oder Introduction führen:

Fünf schwerwiegende Fehler in der Einleitung einer medizinischen Doktorarbeit

1. Langweiligiger Einstieg, langweilige Doktorarbeit

Der Anfang der Einleitung (general topic) ist die erste Kontaktaufnahme mit Leser und Leserin. Dabei ist es wie im echten Leben: Ist man schon beim ersten Kontakt zu einer fremden Person gelangweilt, kommt es meist zu keinem zweiten (oder man stellt sich auf einen sehr zähen Abend ein).

Beginnt man seine medizinische Doktorarbeit mit einer trockenen Definition, die nach altertümlichen Lehrbüchern klingt, erwarten Leser und Leserin auch vom Gesamtwerk nichts Gutes.

No-Go:Krankheit XY wurde historisch definiert als…“ (Ich wollte eigentlich kein Geschichtsbuch lesen!)

2. Alles ist irgendwie zu lang: unfokussierte Einleitung

Manche Promovierende glauben, die Einleitung sei so etwas wie eine Übersichtsarbeit, also ein Literatur-Review, der die gesamte Bandbreite eines Forschungsgebietes abdecken muss.

Stimmt nicht: Die Einleitung soll ausschließlich das Wissen bereitstellen, das man unbendingt zum Verständnis braucht – nicht mehr.

No-Go: „… ich weiß es gehört nicht zum Thema, aber ich habe jetzt drei Reviews gelesen und will einfach mal loswerden, was ich alles tolles gelesen habe.“ (Komm zum Punkt!)

3. Schwerfällige Einleitung

Auch das gibt es: Die Einleitung ist schwerfällig und unverständlich. Hat man als Leser oder Leserin schon in der Einleitung Schwierigkeiten durchzublicken, verliert man schnell die Lust weiterzulesen:

No-Go: Wenn ich schon die Einleitung nicht verstehe, dann steig ich spätestens bei den Ergebnissen aus.

  • Fachbegriffe nicht erklärt: Klar, es gibt Fachbegriffe, die man voraussetzen kann. Es gibt aber auch Fachbegriffe, die man erklären sollte (CD34+ CD19+ stem cells).
  • Zu viele Synonyme: Schreibt man mal stem cell und dann wieder precursor cell (obwohl man den gleichen Zelltyp meint), wird sich der Leser zurecht fragen, welchen Zelltyp man eigentlich meint.
  • Zu viele Abkürzungen: Hier bekommt der Leser den Eindruck, erst einmal Vokabeln bzw. Abkürzungen pauken zu müssen. „Die JR5-Rezeptoren der EC wurden bislang mithilfe von anti-JAK Antikörpern aus WCE von HUVEC kopräzipitiert.“
  • Zu lange Sätze: Monstersätze muss man mehrmals lesen, um sie zu verstehen – kein Leser tut das gern.

4. Keine Logik, kein Lesefluss

Eine schlechte Einleitung besteht aus einzelnen „Informationsblöcken“ ohne Zusammenhang und ohne logische Reihenfolge. Wenn man als Leser noch garnicht weiß, was in der Doktorarbeit ganz konkret untersucht wurde, ist es schwer, sich hier die wichtigen Information zusammenzusuchen.

Eine gute Einleitung dagegen hat eine logische Struktur: Sie stellt die Indikation vor, nennt bekannte Fakten, identifiziert dann Wissenslücken und präsentiert schließlich die Fragestellung, Problemstellung oder Zielsetzung. :

No-Go: „… Block 1: irgendwas zur Genetik; Block 2: neue Therapie-Optionen; Block 3: ein wenig Epidemiologie; Block 4: eine neue Therapie, die ich vorhin vergessen hab“ (Ich blick nicht durch)

5. Kein Problem, keine Frage, kein Ziel

Das ist der häufigste Fehler in medizinischen Doktorarbeiten: Problemstellung, Fragestellung oder Zielsetzung sind zu vage formuliert.

Wenn die Einleitung jedoch kein klares Problem schildert, keine klare Frage formuliert oder kein klares Ziel benennt, wird sich auch niemand für die Lösung oder Antwort interessieren. Vor allen Dingen wird man beim Lesen Probleme haben, den später folgenden Ergebnisteil nachvollziehen zu können.

No-Go: „… sollten in dieser Doktorarbeit Daten erhoben werden, die zu einem besseren Verständnis der XY-Pathogenese beitragen.“ (Wie, was, welche Daten?)

Fazit

Eine wirklich gute Einleitung zu schreiben, ist nicht einfach – aber auch nicht so schwer, wenn man diese Punkte berücksichtigt.